Auch für die Schweiz ein Hoffnungsschimmer
Forscher schneiden HIV aus Zellen heraus

Dank dem Crispr-Gen-Editing, einer mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Technologie, glauben Forscher eine Möglichkeit gefunden zu haben, HI-Viren aus den Zellen der Infizierten herausschneiden zu können. Für die Aids-Hilfe Schweiz ein Hoffnungsschimmer.
Publiziert: 22.03.2024 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2024 um 12:14 Uhr
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Bis jetzt galt für Betroffene von HIV: Medikamente helfen zwar, heilbar ist die Infektion aber nicht. Sollte das sexuell übertragbare Virus unbemerkt bleiben und sich zu Aids weiterentwickeln, kann das für die Patienten auch heute noch das Todesurteil sein. Einen Hoffnungsschimmer geben nun Wissenschaftler der Universität Amsterdam, die nach eigenen Angaben HIV aus infizierten Zellen geschnitten haben. Genutzt haben sie dafür das Crispr-Gen-Editing – eine Technologie, die 2020 einen Nobelpreis erhielt, wie die BBC berichtet.

Bei der Crispr-Technologie handelt es sich um eine molekularbiologische Behandlung der DNA. Sie wird auch die «Genschere» genannt, da bei dem Vorgehen der DNA-Strang an einer bestimmten Stelle durchgeschnitten wird. Daraufhin können die kleinen DNA-Bausteine der behandelten Stelle ausgetauscht, verändert oder entfernt werden – so auch die Teile, die vom Virus eingeschleust wurden. Das HI-Virus ist ein RNA-Virus, was bedeutet, dass es sich in die DNA der Betroffenen einschliesst und sich dort problemlos vermehren kann, so Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz. «HIV befällt die Helferzellen unseres Immunsystems. Das bedeutet, dass die Zellen, die eine Reaktion auslösen, wenn Viren in den Körper kommen, nicht mehr funktionieren. Dann geht unser Immunsystem kaputt», sagt er zu Blick.

Ein «kleiner Lichtblick»

Im Interview erklärt Lehner, dass die Behandlung durch die Manipulation der DNA zwar ein Lichtblick ist, aber auch Schattenseiten hat: «Wie jede mögliche Heilung von HIV ist auch die Crispr-Gen-Editing-Technologie ein Hoffnungsschimmer. Doch es ist zurzeit noch sehr unklar, wann oder ob diese Methode je erfolgreich verfügbar sein wird.» Zuerst muss noch weiter geforscht werden. Eine Behandlung mit der Nobelpreis-Technologie kostet ausserdem fast zwei Millionen Franken – für den Durchschnittsmenschen kaum tragbare Kosten. Für Lehner ist das Problem deshalb nicht gelöst: «Wir messen es dann auch daran, ob es auch wirklich allen Menschen mit HIV zugänglich ist. Denn auch heute gibt es bereits Therapiemöglichkeiten, und doch haben Millionen von Menschen keinen Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten.»

Die DNA künstlich manipulieren: für Betroffene von HIV in Zukunft eine mögliche Heilung.
Foto: Getty Images
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Momentan wird HIV mit Medikamenten behandelt, wodurch die Vermehrung des Virus verhindert wird. Dies nennt sich antiretrovirale Therapie. Werden die Medikamente täglich eingenommen, ist das Virus irgendwann nicht mehr im Blut nachweisbar – und somit auch nicht mehr übertragbar. «Bisher gab es ja auch Erfolge einer HIV-Heilung bei Stammzelltransplantationen, aber dieses teure und risikoreiche Verfahren ist nicht tauglich für einen breiten Einsatz, das ist ja in erster Linie eine Krebsbehandlung.» Eine Heilung werde in naher Zukunft wohl nicht möglich sein.

Das Virus ist nur schwer übertragbar

HIV tritt in vier verschiedenen Stadien auf, wobei in der ersten Phase unter anderem Symptome wie Fieber, Muskelschmerzen oder Hautausschlag auftreten können, da das Virus sich zu dieser Zeit extrem vermehrt. «Danach kommt eine Phase ohne Symptome, diese kann mehrere Jahre gehen», erklärt Lehner. «Das HI-Virus schwächt aber das Immunsystem kontinuierlich.» In einer dritten Phase folgt eine Immunschwäche, wobei es schliesslich zu Aids kommt: «In diesem Stadium ist das Immunsystem so stark beeinträchtigt, dass es schwere, lebensbedrohliche und schliesslich tödliche Krankheiten nicht mehr verhindern kann.»

Das Virus wird aber ausschliesslich bei ungeschütztem Sex, dem Teilen von Nadeln, bei der Geburt oder dem Stillen übertragen. Zu verhüten und saubere Nadeln zu benutzen, ist deshalb zentral.

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