«Für was genau kämpfen Sie?»
0:57
Resnikow adressiert Russen:«Für was genau kämpfen Sie?»

Ansprache von Ukraine-Verteidigungsminister ans russische Volk
«Im Januar schliesst Russland die Grenze für Männer und ruft das Kriegsrecht aus»

Moskau werde nach Neujahr die Grenze für Männer schliessen, Kriegsrecht ausrufen und eine weitere Mobilmachung starten. Das sagt Kiews Verteidigungsminister in einer Botschaft ans russische Volk – und scheint damit zu bestätigen, was schon länger gerüchteweise kursiert.
Publiziert: 31.12.2022 um 03:21 Uhr
|
Aktualisiert: 24.08.2023 um 11:35 Uhr

Propaganda? In russischen Telegram- und Oppositionskanälen kursieren solche Meldungen seit Wochen. Jetzt spricht der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow (56) die Vermutungen direkt an. Resnikow wendet sich zum Jahreswechsel an das russische Volk. Anfang Januar, sagt er, werde die russische Regierung die Grenze für Männer schliessen, das Kriegsrecht verhängen und eine neue Mobilmachung ausrufen. Dies, während Menschen die Festtagstische schmücken und Pläne für die Zukunft schmieden.

Für betroffene Männer bleibe nicht mehr viel Zeit. «Hören Sie gut zu, was ich Ihnen jetzt sagen werde», sagt der Verteidigungsminister. «Ich verlange nicht von Ihnen, dass Sie mir glauben. Beantworten Sie bitte diese Frage ehrlich: Wenn Sie in den Krieg ziehen und sterben oder für den Rest Ihres Lebens zum Krüppel werden können, wofür genau werden Sie kämpfen? Für sich selbst», sagt Resnikow, und zeigt mit dem Finger in die Kamera.

Die russische Regierung habe ihr Volk belogen, nichts verlaufe im Krieg nach Plan. «Zum ersten Mal seit hundert Jahren wurde ein Flaggschiff der russischen Flotte zerstört. Langstreckenflugzeuge explodieren auf den Flugplätzen tief im Inneren Russlands.» Dazu kämen die «Verluste der russischen Armee mit mehr als 100'000 Toten».

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow wendet sich mit einer Botschaft zum Jahreswechsel an das russische Volk.
Foto: Screenshot Twitter
1/5
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

«Sie haben noch etwa eine Woche Zeit»

Die erste Mobilisierungswelle sei erfolgt, um die Verluste zu kompensieren, so der Ukrainer weiter. Die neue Mobilmachung werde vor allem die Städte treffen statt. wie bisher das Land. «Ich weiss sicher», so Resnikow, «dass Sie noch etwa eine Woche Zeit haben. Anfang Januar werden die russischen Behörden die Grenzen für Männer schliessen, dann das Kriegsrecht verhängen und eine weitere Mobilisierungswelle einleiten.»

Inzwischen, so heisst es in russischen Medien, hätten die Behörden auch das landesweite Erfassungs- und Meldewesen ihrer Bürger modernisiert. Bei der ersten, im September ausgerufenen Teilmobilmachung von rund 320'000 Reservisten herrschte bald Chaos, auch Kranke, Invaliden und Untaugliche wurden einberufen.

«Ihr bezahlt mit Blut für die Fantasien eines anderen»
0:44
Ukraine-Verteidigungsminister:«Ihr bezahlt mit Blut für die Fantasien eines anderen»

Laut Kyrylo Budanov (36), dem Geheimdienstchef im Kiewer Verteidigungsministerium, wird Russland die neue Mobilmachungswelle unmittelbar nach Neujahr beginnen: am 5. oder 9. Januar. Die russische Armee habe «nicht genug Personal», um neue Einheiten zu bilden, und müsse «erhebliche Verluste» in bestehenden Einheiten auszugleichen, sagte Budanov der BBC. Budanov räumt ein, dass weder die russischen noch die ukrainischen Truppen derzeit die Mittel hätten, um weiter vorzudringen. Der Krieg sei «in eine Sackgasse geraten». (kes)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?