Angst vor bröckelnder Moral
Russen desertieren, Putin schickt Exekutionskommandos

Die Stimmung in der russischen Armee ist so miserabel, dass sich einige Soldaten offenbar sogar freiwillig ergeben. Gefangengenommene Russen berichten nun, dass Putin brutal gegen Deserteure vorgeht: mit Erschiessungskommandos.
Publiziert: 24.03.2022 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2022 um 13:52 Uhr

Putins Krieg verläuft überhaupt nicht nach Plan. Der Machthaber malte sich einen schnellen Sieg aus und wurde vom ukrainischen Widerstand überrascht. Auch die russischen Soldaten hatten sich wohl auf einen ganz anderen Kriegsverlauf eingestellt. Weil grosse Erfolge ausbleiben, verschlechtert sich ihre Stimmung zunehmend. Die Moral bröckelt – und wie. Einige russische Soldaten ergeben sich jetzt offenbar sogar freiwillig oder desertieren.

Um diesen Schritt den Soldaten zu erleichtern, hilft die Ukraine gerne nach. Seit Beginn des Krieges schickt sie verschiedene Textnachrichten an russische Telefonnummern, in denen die Soldaten aufgefordert werden, sich zu ergeben. Darunter zum Beispiel ein russischer Panzerkommandant. Dieser soll sich daraufhin dazu entschieden haben, seine Waffen tatsächlich niederzulegen, und antwortete auf die Nachricht, wie die britische Zeitung «Daily Mail» berichtet.

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Ukraine soll aufgebendem Soldaten 10'000 Dollar gegeben haben

Nach einem Austausch einigte sich der Panzerkommandant mit den Ukrainern auf einen Standort, um sich zu ergeben und fuhr dann mit seinem Panzer dorthin. Nachdem eine Drohne über ihn flog, um einen möglichen Hinterhalt aufzuspüren, wurde er dann von ukrainischen Spezialkräften in Empfang genommen. Wie ein Berater des ukrainischen Innenministeriums berichtet, sah der Panzerkommandant «keinen Sinn im Krieg».

Putin soll Exekutionskommandos losgeschickt haben. Diese würden Russen, die sich ergeben oder flüchten wollen, verfolgen und töten.
Foto: IMAGO/SNA
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Zudem seien alle anderen Soldaten seines Panzers bereits nach Russland geflohen. Er selbst hätte aber nicht nach Hause zurückkehren können, weil sein Kommandeur ihm sagte, er würde ihn dann erschiessen und danach behaupten, dass er im Krieg gefallen sei. Für seine Kapitulation habe der Panzerkommandant 10'000 Dollar bekommen. Ob das stimmt, kann nicht überprüft werden.

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Dass Soldaten an der Front einfach so aufgeben, kann Putin nicht zulassen. Deswegen hat er drakonische Gegenmassnahmen ergriffen. Konkret: Wer desertiert, wird hingerichtet. Dafür hat der Kreml-Chef extra Exekutionskommandos losgeschickt.

Gefangengenommene Russen berichten davon, dass alle Soldaten, die fliehen oder sich ergeben wollen, von Exekutionskommandos verfolgt und getötet werden würden. Dieselbe Taktik wurde bereits vom sowjetischen Diktator Josef Stalin (1878–1953) angewendet. Es gibt auch Berichte über tschetschenische Einheiten, die eingesetzt werden, um zu verhindern, dass Russen desertieren.

Ukrainische Propaganda erweist sich als wirkungsvoll

Die Behauptungen des russischen Kommandanten unterstreichen die Vermutung, dass sich immer mehr russische Soldaten ergeben oder sogar flüchten wollen. «Wir beobachten Fälle von Kapitulationen, in denen russische Truppen sich freiwillig an unser Militär wenden und erklären, dass sie sich ergeben wollen und nicht an aktiven Kampfhandlungen teilnehmen», erklärte der ukrainische Innenminister Denys Monastyrsky (41).

Solche Aussagen bleiben allerdings unbestätigt. Klar ist aber, dass der Krieg mit einer Flut von Propaganda von beiden Seiten in den Medien ausgefochten wird. Dennoch mehren sich die Berichte, dass immer mehr russische Soldaten flüchten oder sich ergeben. In einem Dokument des amerikanischen Geheimdienstes wird zum Beispiel beschrieben, wie Russen ihre Fahrzeuge einfach abstellen und in die Wälder fliehen.

Schon seit Kriegsbeginn veröffentlicht die Ukraine Videos, auf denen russische Gefangene zu sehen sind. Einige von ihnen berichten davon, dass sie lieber aufgegeben hätten, als weiterzukämpfen. Dieses Vorgehen hat sich als sehr wirkungsvolle Propaganda erwiesen. Ob die Videos aber tatsächlich echt sind und unter welchen Umständen sie aufgenommen wurden, lässt sich nicht verifizieren. (obf)

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