Angeklagte bestreiten Tat
Prozess wegen Giftmords an Kim-Halbbruder begonnen

Vor einem Gericht in Malaysia hat am Montag der Prozess wegen des Giftmords am Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un begonnen. Die beiden des Mordes verdächtigten Frauen haben zum Prozessauftakt auf unschuldig plädiert.
Publiziert: 02.10.2017 um 04:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:00 Uhr
So wurde Kim Jong-nam umgebracht
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Video aufgetaucht:So wurde Kim Jong-nam umgebracht

Den beiden angeklagten Frauen aus Vietnam und Indonesien wird zur Last gelegt, Kim Jong Nam im Februar auf dem Flughafen von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur mit dem Nervengas VX getötet zu haben. Bei einer Verurteilung droht ihnen die Todesstrafe.

Die beiden 25 und 29 Jahre alten Frauen behaupten, von Fremden angeheuert worden zu sein und anfangs alles nur für einen Scherz gehalten zu haben. Beide plädierten auf nicht schuldig. Angeblich hielten sie das Ganze nur für einen Scherz fürs Fernsehen.

Nach Erkenntnissen der Ermittler handelte es sich bei der verwendeten Mordsubstanz um das Nervengas VX, das von der UNO als Massenvernichtungsmittel eingestuft wird. Die Tat wurde von den Überwachungskameras des Flughafens gefilmt.

Auf den Aufnahmen ist auch zu sehen, wie Kim Jong Nam nach dem Überfall zunächst an einen Schalter geht und um Hilfe bittet. Er starb dann noch auf dem Weg ins Spital.

Der Prozess wird vermutlich mindestens zwei Monate dauern. Insgesamt sollen mehr als 150 Zeugen befragt werden. Auch mehrere wissenschaftliche Gutachter sollen Auskunft geben.

Einen Antrag der Verteidigung, die Identität der vier weiteren Verdächtigen offenzulegen, lehnte das Gericht am Montag ab. Nach Medienberichten handelt es sich dabei um nordkoreanische Agenten, die wenige Stunden nach der Tat in ihre Heimat flohen.

Pjöngjang soll hinter Mord stecken

Vermutet wird, dass die Führung in Pjöngjang hinter dem Anschlag steckt. Die Führung des kommunistischen Staates weist jedoch alle Vorwürfe zurück. Von den mutmasslichen Hintermännern ist niemand in Haft.

Mehrere Nordkoreaner, die sich zur Tatzeit in Malaysia aufhielten, verliessen das südostasiatische Land unter merkwürdigen Umständen. Die Staatsanwaltschaft sprach am Montag von vier weiteren Verdächtigen, ohne Namen oder Nationalität zu nennen.

Der Fall hatte die Beziehungen zwischen Malaysia und Nordkorea schwer belastet, da der Leichnam erst nach wochenlangen diplomatischen Querelen zurück nach Pjöngjang gebracht wurde. Beide Länder wiesen gegenseitig die Botschafter aus. Mittlerweile hat sich die Lage wieder beruhigt. Allerdings empfahl Malaysia jetzt vor dem Prozess seinen Bürgern, keinesfalls nach Nordkorea zu reisen.

Der ermordete Kim Jong Nam (l.) und sein Halbbruder, Kim Jong Un, der amtierende Machthaber Nordkoreas.
Foto: AP

Wer war Kim Jong Nam?

Kim Jong Nam war der ältere Halbbruder des amtierenden Machthabers und der älteste Sohn des langjährigen Diktators Kim Jong Il (1941-2011) aus einer früheren Ehe. Der 45-Jährige galt eine Zeit lang auch als erster Anwärter auf die Nachfolge, fiel dann aber in Ungnade.

Kim Jong Nam lebte seit Jahren ausserhalb Nordkoreas, oft in Malaysia und dem chinesischen Spielerparadies Macao. Mehrfach äusserte er sich kritisch über sein Heimatland. Als Regimegegner galt er jedoch nicht. Es gibt Experten, die vermuten, dass er sich als Ersatz für den Fall bereithielt, dass Kim Jong Un gestürzt wird.

 (SDA)

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