Angeblich 229 solcher Angriffe allein im Januar
Ukraine wird Russland den Einsatz von chemischen Kampfstoffen vor

Die Ukraine wirft Russland den Einsatz chemischer Kampfmittel auf dem Schlachtfeld vor. Im Januar hätten solche Angriffe, die im Krieg verboten seien, stark zugenommen. Auch ein Giftgas, das schon die Deutschen im Ersten Weltkrieg nutzen, werde eingesetzt.
Publiziert: 10.02.2024 um 02:10 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2024 um 09:25 Uhr
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Die Ukraine hat Russland am Freitag den Einsatz von Chemiewaffen auf dem Schlachtfeld vorgeworfen. Seit Beginn des Krieges hätten die russischen Streitkräfte 815 Angriffe mit Chemiewaffen ausgeführt, schrieb der Generalstab der ukrainischen Armee auf seinem Telegram-Kanal.

Allein im Januar 2024 habe es 229 Einsätze von chemischen Waffen gegeben. Am häufigsten setze der Feind mit Giftgas gefüllte Granaten ein, womit Russland gegen die internationale Chemiewaffenkonvention (CWK) verstosse. Moskau hat das Abkommen 1997 ratifiziert. Unter anderem, so die Ukraine, setze Russland das gefährliche, laut CWK verbotene CS-Tränengas eingesetzt.

Akribische Analysen

Die Ukraine führt offenbar akribisch Buch über den mutmasslichen Einsatz von chemischen Kampfstoffen. «Die Nachrichtendienste für chemische Kriegsführung nehmen Proben von Boden, Vegetation und Munitionsfragmenten und senden sie zur Analyse ein», wird auf Telegram erläutert. Die «dokumentieren Fälle des Einsatzes gefährlicher Chemikalien» sollen später strafgerichtlich verfolgt werden.

Eine von einem russischen Soldaten bei Kherson zurückgelassene Gasmaske. Im Ukraine-Krieg werfen beide Seiten einander den Einsatz von chemischen Kampfstoffen vor.
Foto: KEYSTONE
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Russland weist die Vorwürfe zurück und hat seinerseits die Ukraine beschuldigt, chemische Kampfstoffe einzusetzen. Keine der beiden Seiten legt Beweise vor.

Auch Kampfstoff aus dem Ersten Weltkrieg?

Ergänzend dazu teilte General Oleksandr Tarnawski, Kommandant der im Südosten stationierten sogenannten Tavria-Operationsgruppe, auf Telegram mit, dass die Russen Drohnen mit chemischen Waffen beladen. Konkret erwähnt er Chlorpikrin, ein chemischer Kampfstoff aus der Gruppe der Lungenkampfstoffe.

Chlorpikrin war erstmals Mitte 1916 im Ersten Weltkrieg zum Einsatz gekommen. Der sogenannte Kampfstoff «Grünkreuz-1» wurde in verschiedenen deutschen Kanonen, Haubitzen und Mörsern eingesetzt.

Trotz Ächtung noch immer Gefahr

Chemische Waffen zählen zu Massenvernichtungsmitteln. Mit minimalem Aufwand können grosse Verluste erzielt werden. Trotz Ächtung und CWK gibt es seit Ausbruch des Krieges vor fast zwei Jahren Berichte, dass Russland zu diesen Mitteln greift.

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