«Es ist wahrscheinlich, dass er schwer krank wird»
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Arzt über Risikopatient Trump:«Es ist wahrscheinlich, dass er schwer krank wird»

Alt, dick, ungesund
So hoch ist das Risiko für Trump, an Corona zu sterben

Der US-Präsident Donald Trump ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Doch wie gefährdet ist der 74-Jährige? Für den Corona-Experten Andreas Cerny und den Zürcher alt Stadtarzt Albert Wettstein ist klar: Ein schwerer Verlauf ist wahrscheinlich.
Publiziert: 02.10.2020 um 13:05 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2020 um 10:31 Uhr

US-Präsident Donald Trump (74) und seine Ehefrau Melania (50) haben Corona. Wie gefährlich ist das Virus für den 74-Jährigen? Laut Andreas Cerny (64), Virologe am Corona-Referenz­spital Moncucco in Lugano TI, ist Donald Trump durchaus stark gefährdet. «Man muss vermuten, dass er zusammen mit dem Übergewicht und seinem Alter von 74 Jahren auch eine kardiovaskuläre Krankheit hat», sagt Cerny zu BLICK. Dazu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die das das Herz und die Blutgefässe betreffen.

Donald Trump nehme gemäss Aussagen seines Arztes, Dr. Harold Bornstein von 2016, niedrig dosiertes Aspirin und einen Cholesterinsenker. Die Kombination seines Alters, seines Gewichts und der möglichen Vorerkrankung ist gefährlich. Der Experte sagt: «Er gehört eindeutig zur Risikogruppe, die einen schweren Verlauf haben könnte.»

31 Prozent der infizierten 74-jährigen Amerikaner starben

In den USA ist die Pandemie noch immer kaum unter Kontrolle. Was das für Donald Trump bedeutet? «Für einen Durchschnittsamerikaner mit 74 Jahren lag die Sterblichkeit während der ersten Welle bei 31,7 Prozent wenn eine zu Grunde liegende Krankheit vorhanden war.» Für jemanden in dem Alter ohne Vorerkrankung lag die Sterblichkeit bei 10,7 Prozent. Unklar sei jedoch, wie weit die publizierten Sterblichkeitsdaten auf den US-Präsidenten anwendbar seien, da er optimal überwacht – und bei Bedarf früh behandelt wird.

Virologe Andreas Cerny ist sich sicher: Trump hat eine Vorerkrankung und ist damit besonders gefährdet.
Foto: Jessica Keller
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Auch Albert Wettstein (74), ehemaliger Chefarzt Stadtärztlicher Dienst Zürich, sagt zu BLICK, dass Corona Trump gefährlich werden kann. «Die Lunge hat in dem Alter weniger Reserve, das Herz ebenfalls.» Wenn der Organismus eines 74-Jährigen durch das Coronavirus belastet werde, sei das ohne Zweifel ein grösseres Risiko als für einen jungen Mann.

«In dem Alter steckt man das nicht so leicht weg»

Wettstein sagt weiter: «In dem Alter steckt man das nicht so leicht weg. Es ist wahrscheinlich, dass man ein paar Wochen ausfällt – und schwer krank wird.» Das heisse jedoch nicht, dass der US-Präsident nun mit Sicherheit daran stirbt. Die Wahrscheinlichkeit sei jedoch bei Donald Trump zwangsläufig höher als bei Jungen.

Seit Ausbruch der Pandemie sind laut CDC, dem US-Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention, 41'866 der 65- bis 74-jährigen Erkrankten eindeutig an Covid-19 gestorben. Zum Vergleich: Lediglich 1513 Personen starben im Alter zwischen 25 und 34 Jahren durch das Coronavirus im selben Zeitraum. Das Risiko, an einer Covid-19-Erkrankung zu sterben, ist laut der Behörde im Alter von 64 bis 75 im Vergleich zu einem 18- bis 29-Jährigen gar 90 Mal höher.

Sean Conley, der aktuelle Leibarzt des US-Präsidenten, erwartet hingegen, dass Trump trotz seiner Corona-Infektion die Amtsgeschäfte «ohne Unterbrechung» weiterführen kann. Über mögliche Symptome des Ehepaars ist derzeit nichts bekannt. Laut der bekannten «New York Times»-Reporterin Maggie Haberman soll Trumps Stimme in den letzten Tagen heiser geklungen haben.

Entscheidende Phase von Trumps Erkrankung kommt noch

Dass der US-Präsident aktuell kaum Symptome habe, ist laut Albert Wettstein kein Grund, unbesorgt zu sein. «Es heisst gar nichts, wenn man in der Anfangsphase noch keine starken Symptome hat», sagt Wettstein. Zu Beginn sei es normal, dass man noch nicht schwer krank ist. Die entscheidende Phase komme erst noch: «Es kommt darauf an, wie der Körper dann darauf reagiert.»

Wie es überhaupt zu Trumps Ansteckung kommen konnte, ist aktuell nicht eindeutig. Während der TV-Debatte mit Joe Biden (77) holte Trump noch eine Maske aus der Tasche und betonte, wie oft er diese trage. Bislang zeigte er sich jedoch bei fast jedem öffentlichen Termin ohne Maske.

«Grob fahrlässig» keine Maske zu tragen

Trump bestätigte im Interview mit Fox News, dass sich seine Beraterin Hope Hicks angesteckt habe. Diese war nach übereinstimmenden Medienberichten am Dienstag mit Trump in der Präsidentenmaschine Air Force One zur TV-Debatte nach Cleveland gereist. Auch im Präsidenten-Helikopter Marine One sass Hicks gemeinsam mit Trump.

Ob während der Flüge Masken getragen wurden, ist unklar. «Es ist grob fahrlässig in einer Situation, wie im Flugzeug, keine Maske zu tragen. Die Maske ist unser Schutz Nummer 1 aktuell», sagt Wettstein. (euc)

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Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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