Absturz mit 97 Toten
Jeder dritte Pilot in Pakistan hat eine Fake-Lizenz

Menschliches Versagen hat laut einem Bericht zu dem Flugzeugunglück in Pakistan vor etwa einem Monat geführt. Die Untersuchung zeigt auch: Die Piloten diskutierten den ganzen Flug über die Corona-Pandemie und machten sich deswegen sorgen um ihre Familien.
Publiziert: 24.06.2020 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2020 um 10:10 Uhr

Fehlentscheidungen der Piloten und zu späte Anweisungen der Fluglotsen seien Ursache für den Absturz am 22. Mai in Karatschi, erklärte Luftverkehrsminister Ghulam Sarwar Khan am Mittwoch bei der Vorstellung eines vorläufigen Berichts im Parlament. Beim Unglück stürzte das Flugzeug mitten in einem Wohngebiet ab.

Die gemeinsame Untersuchung mit dem Flugzeugbauer Airbus habe keine technischen Probleme des Flugzeugs gezeigt, so Khan. 97 Menschen starben beim Unglück – darunter ein pakistanisches Topmodel. Zwei Passagiere überlebten den Absturz wie durch ein Wunder. Gegen die Fluglotsen werde nun ermittelt.

Diese beiden Männer überlebten den Unglücks-Flug PK8303
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Weil sie vorne sassen?Diese beiden Männer überlebten den Unglücks-Flug PK8303

Piloten mit Fake-Lizenzen unterwegs

Nun kommt eine weitere schockierende Nachricht ans Licht. Jeder dritte Pilot in Pakistan verfügt über eine Fake-Lizenz. Das teilte das Luftfahrtministerium mit, schreibt «CNN». Damit sind über 30 Prozent der Piloten eigentlich gar nicht qualifiziert, zu fliegen.

Bei einem Flugzeugabsturz in Pakistan starben vor rund einem Monat 97 Menschen.
Foto: keystone-sda.ch
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Ghulam Sarwar Khan sagte, dass von 860 Piloten im Land 262 Personen «die Prüfung nicht selbst abgelegt haben» und jemand anders dafür bezahlt hätten, in ihrem Namen das Examen zu schreiben. «Sie haben keine Flugerfahrung», sagte er.

Die Fluggesellschaft Pakistan International Airlines (PIA) hat demnach ein Flugverbot für 150 von 434 Piloten verhängt, die ein gefälschtes Dokument besitzen.

Ob die beiden Piloten der Unglücksmaschine ebenfalls über gefälschte Papiere verfügten, ist unklar.

Fahrwerk des Flugzeugs nicht ausgefahren

Demnach war die PIA-Maschine beim ersten Landeanflug zu hoch. Die Piloten seien aufgefordert worden, einen neuen Versuch zu starten, ignorierten die Anweisung jedoch.

Zusätzlich sei das Fahrwerk der Passagiermaschine nicht ausgefahren gewesen.

Piloten diskutierten vor Absturz über Corona

Die Gründe dafür waren nicht bekannt. Beim Aufsetzen auf der Landebahn habe der Airbus A320 rund einen Kilometer Strecke gestreift, dabei sollen die Triebwerke beschädigt worden sein. Die Fluglotsen hätten nicht interveniert. Kurz darauf stürzte die Maschine ab.

Eine Untersuchung der Sprachaufzeichner hat laut Khan zudem ergeben, dass die Piloten den ganzen Flug über die Corona-Pandemie diskutiert hätten. Die Piloten sollen besorgt über infizierte Familienangehörige gewesen sein. (SDA/bra/man)

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