Absturz eines Airbus A400M
Probleme ohne Ende mit dem Crash-Flieger

Der Militärtransporter A400M ist ein notorischer Pannenflieger. Schon vor dem Absturz bei Sevilla war er zu einer riesigen Hypothek für den Airbus geworden. Jetzt bleiben die wenigen schon funktionstüchtigen Exemplare erst einmal am Boden.
Publiziert: 09.05.2015 um 22:19 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 13:27 Uhr

Heute meldete der Pilot eines A400M bei Sevilla einen Notfall. Das brandneue Miliätflugzeug war nicht mehr zu retten: Mit sechs Menschen – alles spanische Airbus-Angestellte – an Bord, krachte der Airbus nahe des Flughafens in ein Feld. Vier Personen starben, zwei wurden schwer verletzt ins Spital gebracht (Blick.ch berichtete).

In einer erste Reaktion haben Deutschland und Grossbritannien alle Flüge mit dem Katastrophen-Vogel ausgesetzt. Denn der Absturz ist zwar der weitaus tragischste Vorfall, den die Airbus-Ingenieure mit dem A400M je erleben mussten. Doch es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass die Maschine für negative Schlagzeilen sorgt.

Leidvolle Entstehungsgeschichte

2003 war der Airbus-Militärtransporter von den NATO-Staaten Deutschland, Belgien, Frankreich, Grossbritannien, Luxemburg, Spanien und der Türkei gemeinsam in Auftrag gegeben worden. Die Maschine wird auch in mehreren europäischen Ländern gebaut: Ein internationales Konsortium verantwortet laut Spiegel.de die Triebwerke. Die Flügel stammen aus Grossbritannien, Rumpf und Laderampe aus Deutschland, Cockpit, Fahrwerk und Flügelkasten aus Frankreich. Weitere Teile werden in Belgien, der Türkei und Spanien hergestellt.

Kraftvolle Maschine mit ellenlanger Mängelliste: Ein Airbus A400M auf dem Flughafen in Sevilla.
Foto: Keystone

Der Jungfernflug fand 2009 statt. Doch auch sechs weitere Jahre später ist die Inbetriebnahme der ersten Maschine für das deutsche Verteidigungsministerium in weiter Ferne.

Im Dezember erhielt die Bundeswehr mit vierjähriger Verspätung ihren ersten von 53 bestellten A400M. Es gibt aber noch erheblichen Nachbesserungsbedarf. Das Ziel, den Transporter, der als Ersatz für die altersschwachen Transall dringend benötigt wird, 2019 einsetzen zu können, gilt inzwischen als höchst fraglich. Von den insgesamt 174 bestellten Maschinen wurden nicht mehr als zwölf ausgeliefert.

Konzipiert für kurze Landebahnen

Der A400M ist viel grösser und deutlich schneller als die Transall. Das neue Flugzeug kann 25 Tonnen 3400 Kilometer weit transportieren. Maximal kann der Riesenvogel mit einer Spannweite von 42,4 Metern sogar 32 Tonnen an Bord nehmen. Den Schub liefern vier Propeller, jeder hat mehr als 10'000 PS.

Der A400M kann auch tief fliegen und Fallschirmjäger absetzen - bislang allerdings nur in Simulationen. Für Starts und Landungen auf kurzen und unbefestigten Landebahnen sind noch Nachbesserungen nötig. Auch das Schutzsystem bei Angriffen reicht der deutschen Armee nicht aus.

Mehrkosten von 1,4 Milliarden Euro

Schon jetzt liegen die Mehrkosten für Deutschland bei 1,4 Milliarden Euro, wie aus einem im März vorgelegten Bericht des Verteidigungsministeriums hervorgeht. In dem Bericht werden zwölf Risiken und Probleme aufgelistet, die noch behoben werden müssen.

Airbus-Chef Tom Enders hat sich öffentlich für die Pannenserie entschuldigt. Bei der Sparte Airbus Defence and Space wurde im Januar der Direktor für Militärflugzeuge ausgetauscht. (SDA/bih)

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