8 Antworten zum Terror im Nahen Osten
«In wenigen Monaten ist der IS tot»

Der deutsche Nahostexperte und Islamwissenschaftler Udo Steinbach ist überzeugt, dass der IS bald zerstört sein wird. Steinbach beantwortet die acht wichtigsten Fragen zur Krisenregion.
Publiziert: 18.10.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:09 Uhr
Guido Felder

1. Bedeutet die Rückeroberung Mossuls das Ende des IS?

Noch nicht, sie ist aber eine bedeutende Schwächung. Das Ende kommt erst mit der Rückeroberung der syrischen Stadt Rakka und dem Sieg über den IS in Syrien. Das ist nur eine Frage der Zeit: Ich rechne damit, dass der IS in wenigen Monaten geschlagen sein wird.

2. Müssen wir nach der Zerschlagung des IS mit mehr Terror­anschlägen rechnen?

«Kein Friede mit Assad möglich», sagt Udo Steinbach.
Foto: imago/Gerhard Leber

Man muss davon ausgehen, dass die Dschihadisten ihren Krieg hinter der Front weiterführen werden. Nachdem die Türkei nun ebenfalls gegen den IS Stellung bezieht, kann es auch da weitere Anschläge geben. Die Aussichten auf Attentate in Europa stehen aber schlecht, da unser Bewusstsein gewachsen ist, dass man sich wehren und die Dschihadisten in ihren Vorbereitungen stören muss.

3. Warum intensiviert der IS in dieser Situation seine Propagandamaschinerie nicht? Es gibt zum Beispiel kaum noch Videos mit Hinrichtungen.

Weil der IS dazu nicht mehr in der Lage ist. Die Krieger laufen davon, für die grausame Show fehlt es an Geld und Spezialisten.

4. Wieso kündigt die irakische Armee den Sturm auf Mossul mit Flyern an? Warum kein Überraschungsangriff?

Eine Überraschung ist gar nicht möglich, da man schon lange von einem Angriff spricht und Vorbereitungen trifft. Die Ankündigung zeigt den Dschihadisten, dass sie keine Chance mehr haben und aufgeben sollen. Sie warnt auch die Zivilisten.

5. Wird es nach der Zerschlagung des IS neue islamistische Gruppierungen geben?

Die sind bereits da. Sie treten überall dort auf, wo gerade Gewalt möglich ist, etwa im Jemen. Ein Zentrum, wie es der IS hatte, wird es aber nicht mehr geben.

6. Kommt durch den Sturm auf Mossul eine neue Flüchtlingswelle auf uns zu?

Das hängt von der Dauer und vom Ausmass der Kämpfe ab. Wenn sich die Dschihadisten tatsächlich eingegraben und alles vermint haben, kann der Kampf lange dauern und eine Flüchtlingswelle – zumindest in der Region – auslösen.

7. Diese Antworten wecken Hoffnungen: Ist die baldige Zerschlagung des IS der Anfang des Friedens in Syrien?

Nein! Die entscheidende Frage ist: Was passiert in Damaskus? Es braucht eine neue, legitimierte Regierung. Denn mit Präsident Baschar al-Assad ist kein Friede möglich.

8. Werden sich die Russen und Amerikaner zu einer gemeinsamen Strategie finden – oder muss man sogar mit einer direkten Konfrontation der beiden Supermächte rechnen?

Eine gemeinsame Strategie wird es nicht geben. Ich glaube aber auch nicht an eine direkte Konfrontation, weil beide Seiten wissen, dass sie dazu global gar nicht in der Lage sind.

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