Neonazi Grégoire M. plante 15 Attentate auf Fussball-EM
Franzose mit Waffen und Sprengstoff verhaftet

Publiziert: 06.06.2016 um 11:39 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:55 Uhr
Der ukrainische Geheimdienst veröffentlichte Bilder der Verhaftung und des sichergestellten Waffenarsenals. Grégoire M. trug beim Zugriff ein Juventus-Turin-Trikot.
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Es ist die grosse Angst an der Europameisterschaft in Frankreich: ein Anschlag auf das Fussballfest.

Genau das plante der 25-jährige Franzose Grégoire M., der am 28. Mai in der Ukraine verhaftet wurde. Mit 15 Attentaten wollte der Neonazi an der am Freitag beginnenden EM für Tod und Verderben sorgen, wie erst jetzt bekannt wurde. Der Besamungstechniker aus der französischen Region Lothringen wurde verhaftet, als er Sprengstoff und Waffen aus der Ukraine nach Polen schmuggeln wollte. 

Das berichtet heute der ukrainische Geheimdienst. Der lieferte auch Fotos des Franzosen und ein Video seiner Verhaftung.

Beim Verhafteten soll es sich gemäss übereinstimmenden Berichten französischer Medien um den 25-jährigen Grégoire M. handeln. Bei der Verhaftung trug er fünf Kalaschnikows, 100 Zünder, 20 Sturmhauben, über 5000 Patronen, Panzergranatwerfer des Typs RPG-7, gut 125 Kilogramm Sprengstoff und 20 elektrische Sprengzünder mit sich.

Suchte nach Möglichkeiten, um an Waffen zu kommen

Dem SBU zufolge reiste der Franzose im Dezember 2015 in die Ukraine und gab sich als Freiwilliger aus, um mit militärischen Einheiten im Osten des Landes Kontakt aufzunehmen, die dort gegen prorussische Separatisten kämpfen. «Er suchte nach Möglichkeiten, Waffen, Sprengstoff und andere Ausrüstung zu kaufen», sagte  SBU-Chef Wassil Gryzak.

Sechs Monate habe der Geheimdienst auf die Festnahme hingearbeitet. Eigentlich habe er die Festnahme erst nach der EM bekanntgeben wollen, dann aber auf französische Medienberichte reagiert, sagte der SBU-Chef.

Neben Islamistischem Terror droht nun auch Gefahr aus dem Neonazi-Milieu

Das Motiv des verhinderten Terroristen aus Nant-le-Petit: Er lehne die französische Regierungspolitik eines «massiven Zuzugs von Ausländern nach Frankreich, die Verbreitung des Islam und die Globalisierung» ab, wie der Geheimdienst schreibt. Das Ziel seiner Anschläge: Brücken, Autobahnen, aber auch Steuerämter, Moscheen und Synagogen.

Fürchtete man sich an der EM bisher vor islamistischem Terror, so drohte die Gefahr in diesem Fall aus dem Neonazi-Milieu.

Dass der Verhaftete aus rechtextremen Motiven handelte, bestätigen auch Aussagen aus französischen Polizeikreisen: Diese fanden am Wohnort des Verhafteten ein T-Shirt mit einem Emblem einer rechtsextremen Gruppe.

Ein «beispielhafter Mitarbeiter»

Grégoirу M. lebte im Dorf Nant-le-Petit, rund 215 Kilometer Luftlinie von Basel entfernt. Seine Nachbarn im 80-Seelendorf sind schockiert: «Er grüsste die Leute auf der Strasse und erkundigte sich nach dem Wohlergehen», sagte eine Nachbarin dem Lokalblatt «Est Républicain». Seine Arbeitskollegen beschrieben ihn als «beispielhaften Mitarbeiter».

Schon bei den Anschlägen von Paris am 13. November hatten die Terroristen ein Fussballspiel im Visier. Drei Attentäter sprengten sich vor dem Stade de France in die Luft, während des Freundschaftsspiels Frankreich gegen Deutschland. Sie rissen einen Passanten mit in den Tod.

Franzose Polizei ist skeptisch

In Fall von Grégoire M. sind die französischen Behörden allerdings noch vorsichtig. Ein Pariser Polizeivertreter, der anonym bleiben wollte, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, die französische Polizei sehe die Angaben skeptisch. Die fragliche Person sei weder der Polizei noch den Geheimdiensten bekannt.

Und: Die Ukraine habe bislang noch nicht auf die Bitte um internationale Amtshilfe reagiert und noch keine Informationen übermittelt, hiess es aus Polizeikreisen.  (pma/bö)

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